Von dem genauen Vorgang der Ermordung und der Überführung der Leiche der Heiligen Reinhildis von Westerkappeln nach Riesenbeck gibt es keine sichere geschichtliche Erkenntnis. Immer wieder erfand man neue Legenden, unter anderem eben die folgende.

"Dreimal wurde ihr Leichnam außerhalb der Friedhofsmauern gefunden, nachdem sie dreimal bestattet worden war. Schließlich wurde ihr Leichnam auf einen Wagen gelegt, vor den zwei Ochsen gespannt wurden, den jedoch kein Mensch steuerte: Der Wagen sollte der göttlichen Lenkung überlassen werden. So fuhr der Wagen in westlicher Richtung bis zu einer unbebauten Gegend: Hier wurde Reinhildis endgültig begraben. Es war die Gegend des heutigen Dorfes Riesenbeck. In der Nähe des Grabes entsprang eine Quelle, deren Wasser heilsame Wirkung gehabt haben soll. Als sich die Wunder am Grab der Reinhildis mehrten, wurde an der Stelle eine Kirche errichtet." (Handbuch Bistum Münster)

Das Grab in das die Heilige Reinhildis einst gelegt wurde, ist aufgrund des Neubaus der Kirche in seiner ursprünglichen Formen heute leider nicht mehr vorhanden. Erhalten geblieben ist jedoch die Grabplatte, die im Inneren der Kirche zu sehen ist.

Die Grabplatte der heiligen Reinhildis aus Bamberger Kalksandstein ist ein Kunstwerk von kunsthistorischer Bedeutung. Das Grabmal selbst nennt keine Jahreszahl als Datierungshilfe. Es lässt sich jedoch aufgrund des Schrifttyps und der trapezoiden Form auf das 12. Jahrhundert festlegen. Der Kontrast zum schlichten Kirchenraum hebt die Grabplatte besonders hervor. Die Grabplatte kündet von einer Jungfrau mit Namen Reinhildis, sie wird abgebildet als Märtyrerin und Heilige. Damit ist die Grabplatte ein Zeugnis für diese Heilige, welche bei der Neugründung der Pfarrgemeinde Hörstel 2007 zur Pfarrpatronin erhoben wurde.

Die Inschrift weist darauf hin, dass die Jungfrau bereits bei Errichtung des Grabmales im 12. Jahrhundert als Märtyrerin angesehen wurde. Es zeigt, wie ein vom Himmel herabstürzender Engel die Seele des Mädchens unmittelbar nach dessen Tod empfängt und ins Paradies begleitet.

An der Grabplatte sind weder Abtretungs- noch Verwitterungsspuren erkennbar – ein Hinweis darauf, dass sie von Beginn an eine Sonderstellung inne hatte. In der nach dem Brand von 1315 gebauten Kirche hatte die Grabstätte der Heiligen Reinhildis ihren festen Platz. Inmitten der Pfarrkirche ragte das auch von Pilgern besuchte Grabmal knapp einen halben Meter über den Boden. Es war von einem sorgsam gepflegten Gitter umgeben. Erstmals schriftlich erwähnt wird das Grabmal unter anderem im Visitationsbericht von 1616 und von 1689: Demnach befindet sich im Kirchenschiff ein hervorragendes Grab einer Dienerin, die wegen ihres Glaubens und wegen ihrer Tugenden getötet wurde. Auch im 18 Jahrhundert wurde das Grabmal aufwendig restauriert und gepflegt. Mit Abbruch der Kirche 1807 wurde es entfernt. Spuren einer Bestattung wurden an dieser Stelle jedoch nicht gefunden.

Die Übersetzung nach Dr. Manfred Wolf lautet (in Klammern die Übersetzung von Gabriele Böhm):

Der Tod der Reinhildis
(Reinhildis` Tod)
Jeder trage seine Anliegen vor der Jungfrau vor
(mögen alle für die Jungfrau beten)
Die Erbin ihres verstorbenen Vaters gewesen ist
(die Erbin ihres verstorbenen Vaters war…)
Die (eigene) Mutter hat sie auf das Anstiften des Stiefvaters getötet
(und von ihrer Mutter auf Bestreben des zweiten Gatten ermordet wurde).
Bald das Erbe empfangend, ist sie zum Sitz der Sterne aufgestiegen
(Gleich/sofort ist sie emporgestiegen, um den Platz zwischen den Sternen einzunehmen….)
Da sie eine heilige Miterbin Christi geworden ist
(…und wurde die fromme Miterbin Christi).
Gerhard.

(aus "Abbruch.Aufbau.Erneuerung" - Die Geschichte der St. Kalixtus Kirche Riesenbeck)